От Игорь Островский
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Дата 26.06.2003 01:56:45
Рубрики Прочее;

Глава из книги Лангбайна. Обратите внимание: он пишет "capo"

DAS LAGER UND SEIN JARGON

Um die Menschen in Auschwitz mit ihren Problemen beschrei-ben zu können, muß zuerst das System der national-sozialistischen Konzentrationslager skizziert und der Jargon, der sich dort gebildet hatte, erklärt werden; ferner Begriffe, die spe-ziell für Auschwitz typisch waren und in die Sprache dieses La-gers eingegangen sind. Wem das bekannt ist, der möge dieses Kapitel überblättern.
Unmittelbar nachdem die Nationalsozialisten im Jahr 1933 zur Macht gekommen waren, haben sie die ersten Konzentrations-lager errichtet. Im Lauf der Jahre entwickelten sie ein System der kontrollierten Häftlings-Selbstverwaltung, das nach ihrem »Führerprinzip« aufgebaut war. Jeder Wohneinheit - die Block genannt wurde - stand ein Blockältester vor, jeder Stube ein Stu-benältester. Ein Lagerältester war der Vorgesetzte aller Block-ältesten. Grundsätzlich hatten alle Gefangenen zu arbeiten. Sie wurden in Arbeitskommandos zusammengefaßt, die von Capos - bei großen Kommandos auch Ober- und Untercapos - gelei-tet wurden. Diese Bindenträger - wie sie genannt wurden, da ihre Funktion durch eine Armbinde mit entsprechender Auf-schrift kenntlich gemacht war - waren selbst von Arbeit befreit. Ihnen ist weitgehende, häufig unumschränkte Vollmacht ge-genüber den Unterstellten eingeräumt worden. Sie wurden aber zur Rechenschaft gezogen, wenn in ihrem Lager, auf ihrem Block oder in ihrem Kommando nach Ansicht der Lagerführung etwas nicht in Ordnung war.
Eine Episode, die durchaus nicht vereinzelt dastand, möge veranschaulichen, wie dieses System nach dem Willen der SS wirksam werden sollte. Als eines Tages der Lagerführer meinte, die allgemeine Disziplin hätte nachgelassen, ließ er nach dem Abendappell alle Capos vortreten und jedem fünf Stockschläge geben. »Sorgt nun dafür, daß künftig der Einmarsch der Kom-
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mandos besser klappt«, kommentierte der Lagerführer diese Strafe. Nicht wenige Capos gaben die Schläge an die ihnen Un-terstellten weiter.
Die Capos hatten nicht nur dafür zu sorgen, daß möglichst »zackig« marschiert wurde - die Schikanen der preußischen Ka-serne sind dabei bis zum Exzeß gesteigert worden; sie waren auch für das Arbeitspensum ihres Kommandos verantwortlich. Entsprach dieses Pensum nicht der Norm, dann mußten die Ca-pos »über den Bock«, wie Willi Brachmann - ein deutscher Capo - bezeugt hat. »Das wurde befohlen, damit wir dafür sorgen, daß die Arbeit gut geht«, erklärte Brachmann diesen Brauch.
Richard Böck ist einer von den ganz wenigen aussagewilligen SS-Angehörigen. Als er nach Frankfürt als Zeuge geladen wurde, hat er sich schriftlich vorbereitet. In dem Manuskript steht unter anderem: »Wenn einer (bei der Strafarbeit) nicht mehr mitkam, dann hatten die Capos und Untercapos zu schlagen. Wenn dann noch ein Kommandoführer oder Blockführer dazukam, dann ging es abscheulich zu: >Capo, komm mal her!< - Bums!! ->Kannst du nicht besser schlagen ?< Nun schlug der Capo, an-scheinend um sein Leben. Wieder: >Capo, komm mal her! Mach den fertig !< Meistens bekam der Capo ein paar ins Gesicht oder mit der Stiefelspitze, wenn er nicht genug schlug.«
Anderseits räumte die Lagerführung den Bindenträgern Pri-vilegien ein, von denen ein einfacher Häftling nicht einmal zu träumen wagte. Unterkunft, Kleidung, Essen erhielten sie be-vorzugt und konnten sich Rechte herausnehmen, die sie weit aus der grauen Masse heraushoben. Jede Beschwerdemöglichkeit ei-nes Unterstellten gegen einen Capo oder Blockältesten war aus-geschlossen. Dieser konnte nach Belieben strafen, ja selbst töten. Meldete ein Häftlingsfunktionär einen »Abgang durch Tod«, dann wurde in der Regel gar nicht danach gefragt, woran der Häftling gestorben war. Die Nummer mußte stimmen, der Ap-pell mußte in Ordnung sein, das war alles, was die Lagerführung an einer solchen Meldung interessierte.
Systematisch wurde auf diesem Weg eine Hierarchie unter den Gefangenen ausgebaut, die als verlängerter Arm der Lager- 24

fuhrung den Terror bis in den letzten Winkel des Lagers tragen und ihn auch dann wirken lassen sollte, wenn - wie zum Bei-spiel nachts - kein SS-Angehöriger im Lager war. Es gab ein ein-faches Mittel, Bindenträger zu gefügigen Werkzeugen zu ma-chen, wenn sie erst einmal im Dienst ihrer Herren schuldig geworden waren: Jederzeit konnte ein Capo oder Blockältester seine Binde verlieren und die Stufenleiter in der Hierarchie hin-untergestoßen werden. Sobald er aber mit der Binde den Schutz der Lagerführung verloren hatte, war er der Rache derer ausge-liefert, die er gepeinigt hatte. Es genügte häufig eine Drohung mit dem Entzug des Schutzes.
Vorzugsweise wurden deutsche Häftlinge zu Funktionen heran-gezogen. Jeder Gefangene hatte neben seiner Nummer ein Drei-eck - Winkel genannt - zu tragen, welches die Haftart anzeigte. Bei Nichtdeutschen war der Anfangsbuchstabe ihrer Nationalität im Winkel aufgezeichnet: also ein »P« bei Polen, ein »F« bei Franzosen, ein »T« bei Tschechen und so fort. Die Farbe des Winkels zeigte den Haftgrund an. Politische Gefangene trugen einen roten Winkel; sie wurden daher allgemein »Rote« ge-nannt. Kriminelle, die wegen ihrer Vorstrafen ins KZ eingewie-sen worden waren und als »Berufsverbrecher« geführt wurden, sind nach der Farbe ihres Winkels »Grüne« genannt worden. Andere Winkelfarben, mit denen Asoziale (schwarz), Bibelfor-scher oder Homosexuelle gekennzeichnet wurden, haben in der Häftlingshierarchie von Auschwitz keine wesentliche Rolle ge-spielt, sieht man vom Frauenlager ab, wo Prostituierte mit schwarzem Winkel wichtige Funktionen bekleidet haben. Juden hatten unter ihrem Winkel, von dem das Land abzulesen war, aus dem sie deportiert worden waren, ein mit der Spitze nach oben weisendes Dreieck in gelber Farbe zu tragen. Die beiden Dreiecke ergaben zusammen die Form des sechszackigen Davidsterns.
Mit Bedacht wurden die Unterschiede der Gefangenen nicht nur äußerlich kenntlich gemacht; die Gegensätze zwischen den verschiedenen Gruppen wurden betont und verschärft. Der
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Kommandant Höß faßte die Gründe dafür so zusammen: »Kei-ner noch so starken Lagerführung wäre es sonst möglich, Tau-sende von Häftlingen im Zügel zu halten, zu lenken, wenn diese Gegensätze nicht dazu helfen würden. Je zahlreicher die Geg-nerschaften und je heftiger die Machtkämpfe unter ihnen, um so leichter läßt sich das Lager führen.«
Auch der SS-Richter Dr. Morgen, der viele Konzentrations-lager kennengelernt hatte, gab in amerikanischer Haft zu Proto-koll, daß die Häftlingsselbstverwaltung so ausbalanciert wurde, daß eine ständige Rivalität zwischen Politischen und Kriminel-len bestehen blieb.
Maximilian Grabner bescheinigte dem Rapportführer Oswald Kaduk, daß er es als Praktiker verstanden habe, »sich eine Ge-folgschaft von kriminellen Häftlingen zu ziehen, die er bei einer jeden Gelegenheit gegen die politischen Häftlinge losließ«.
Je nachdem, ob politische oder kriminelle deutsche Häftlinge in den Schlüsselfunktionen den Ton angaben, spricht man von roten oder grünen Lagern. Von Höß, der über eine jahrelange Lagererfahrung verfügte, als er mit dem Aufbau von Auschwitz betraut wurde, ist der Ausspruch überliefert worden, zehn grüne Häftlingsfunktionäre wären im Sinn der Lagerführung besser als hundert SS-Männer.
Gruppen mit gleichartigem Winkel waren allerdings keines-wegs homogen. Als politische Gefangene wurden nicht nur ak-tive Gegner des Nationalsozialismus in die Lager eingeliefert, sondern zum Beispiel auch Personen, die im Rausch politische Witze erzählt hatten oder bei einer Schwarzschlachtung ertappt worden waren. Ella Lingens berichtet von deutschen Frauen, die mit einem roten Winkel ins Lager eingewiesen worden waren, weil sie ein Verhältnis mit Polen eingegangen waren. Anderseits gab es vereinzelt auch Grüne, deren Delikte politischen Charak-ter hatten, zum Beispiel Urkundenfälschung, um Mitglieder ei-ner Untergrundorganisation mit falschen Papieren auszustatten.
Ausdrücklich soll betont werden, daß keineswegs alle Grünen willige Werkzeuge der SS waren; ebensowenig, wie alle Roten ihre Funktion im Geist der Kameradschaft ausübten. Trotzdem
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waren von Grünen regierte Lager mit Recht gefürchtet. In einem roten Lager konnten die politischen Gefangenen eine Art mo-ralische Aufsicht über die Bindenträger ausüben, was sich gün-stig ausgewirkt hat. In allen Konzentrationslagern wütete infolge des natürlichen Gegensatzes und der Taktik des Gegeneinander-Ausspielens der Lagerführung ein harter unterirdischer Macht-kampf zwischen Rot und Grün.
Deutsche wurden bevorzugt zu Lagerfunktionen herangezo-gen, Juden konnten erst in der letzten Phase gewisse Funktionen erhalten, vor allem in Außenlagern, in denen fast nur Juden in-terniert waren. Von den »Ariern« (dieser unwissenschaftliche Ausdruck muß im folgenden gebraucht werden, um schwerfäl-lige Umschreibungen abzukürzen) anderer Nationalität hatten die Polen in Auschwitz eine gewisse Vorzugsstellung errungen, nicht weil ihnen diese von der SS eingeräumt worden wäre, son-dern weil anfangs Auschwitz fast nur mit Polen belegt war und daher Schlüsselpositionen in der Häftlingsverwaltung, für wel-che Deutsche wegen ihrer geringen Zahl oder mangelnden In-telligenz nicht herangezogen werden konnten, von Polen besetzt wurden. Diese nützten die Möglichkeiten konsequent aus, um Landsleuten zu besseren Positionen zu verhelfen. Auch sprach-lich kam diese Vorzugsstellung zum Ausdruck. Häufig gingen polnische oder polonisierte Worte in die Lagersprache über; so wurde von vielen der Blockälteste »Blokowy« und der Stubenäl-teste »Stubowy« genannt, die Blockälteste »Blokowa«.
Waren die deutschen Kriminellen wegen ihrer Vorstrafen ins Lager gekommen, die Politischen wegen ihrer - zumindest an-genommenen - Gegnerschaft zum Regime, die »Arier« anderer Nationalität wegen meist noch viel vager vermuteter Feindschaft zum Dritten Reich, so sind die Juden aus fast allen Ländern, die damals unter deutscher Herrschaft standen, ausschließlich we-gen ihrer Abstammung deportiert worden. Daher gab es unter jüdischen Gefangenen noch größere Unterschiede als unter an-deren Häftlingsgruppen. Nur Zigeunern bereitete der National-sozialismus das gleiche »totale« Schicksal wie den Juden.
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Die Häftlinge sind nicht bloß durch ihren Winkel voneinander unterschieden worden. Jeder Häftling hatte auch eine Nummer an seine Kleidung angenäht zu tragen. Zum Unterschied von manchen anderen Lagern wurde in Auschwitz keine Nummer nach dem Tod oder der überstellung eines Häftlings nochmals ausgegeben, so daß man von jeder Nummer ablesen kann, wann der Träger nach Auschwitz gekommen ist. In allen Lagern bildete sich eine Art Aristokratie der niedrigen Nummern heraus. Mit einer gewissen Verachtung blickte man in Auschwitz auf die »Mil-lionäre« herab, wie diejenigen mit einer sechsstelligen Nummer genannt wurden. Einen Unterschied gab es jedoch gegenüber an-deren Lagern: Ich war 15 Monate in Dachau interniert. Als ich von dort nach Auschwitz überstellt wurde, galt ich auf Grund mei-ner Nummer noch mimer als »Neuer«. In Auschwitz zählte man mich bereits nach wenigen Monaten zu den »Alten«; um so viel stärker war in einem Vernichtungslager die Fluktuation.
Frauen erhielten in Auschwitz Nummern einer eigenen Serie, mit 1 beginnend. Als ein Zigeunerlager eingerichtet wurde, er-hielten die Zigeuner ebenfalls eigene Nummemserien, je eine für Männer und Frauen, mit einem »Z« vor der Ziffer. Am 15. Mai 1944 ordnete die Lagerführung an, daß jüdische Neuzu-gänge Nummern einer neuen Serie erhielten, denen ein »A« vor-gesetzt wurde. Später wurde eine weitere Serie mit einem »B« begonnen.
Im Lager kannten die Gefangenen einander mit den Vornamen. Die polnischen Vornamen wurden stets in ihrer Kurzform ge-nannt, also Staszek statt Stanislaw, Tadek statt Tadeusz, Józek wurde ein Józef gerufen, Mietek ein Mieczyslaw. Diese Form wurde auch im folgenden Text beibehalten, übrigens auch bei ei-nigen deutschen Vornamen. Da Rudolf Friemel allgemein als Rudi bekannt war, wird er hier ebenfalls so bezeichnet.
Je größer die Lager wurden - und Auschwitz war bald, nach-dem es zum Vernichtungslager ausgebaut worden war, zum größ-ten KZ angewachsen -, desto komplizierter wurde der Verwal-tungsapparat. Die Wachmannschaft war weder zahlenmäßig noch
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ihrer intellektuellen Qualität nach imstande, diesen Apparat rei-bungslos zu bedienen. Unter den Gefangenen gab es genügend Menschen, welche auch eine komplizierte Verwaltungsarbeit meistern konnten. Aus ihren Reihen wurden die Schreibstuben und andere Verwaltungszentren besetzt. Das Wichtigste für die Lagerrührung war der tägliche Appell. Er mußte stimmen, trotz aller Zugänge und Überstellungen, Verlegungen in und Entlas-sungen aus dem Krankenbau, Todesfälle, Kommandierungen zu Arbeiten außerhalb des Lagerbereichs und dergleichen. Die Häft-linge, die als Rapportschreiber und in ähnlichen Funktionen ein-gesetzt waren, hatten Interesse daran, den Verwaltungsapparat weiter zu komplizieren, um sich unentbehrlich zu machen. Dabei kam ihnen der bei der SS stark entwickelte Hang zur überbüro-kratisierung entgegen.
Jeder einzelne aus diesem Apparat konnte jederzeit willkür-lich ausgewechselt werden, wenn er seinen Vorgesetzten mißfiel. Auf den gesamten Apparat der Lager-Selbstverwaltung war die Lagerführung jedoch angewiesen, ihn konnte sie nicht entfer-nen, wenn der Lagerbetrieb nicht zusammenbrechen sollte. Wa-ren die in dieser Organisation tätigen Gefangenen imstande, trotz aller Bestrebungen der SS zusammenzuhalten, so stellten sie daher eine gewisse Kraft dar.
Die Bindenträger und diejenigen, die Schlüsselpositionen in der Verwaltung und in wichtigen Kommandos bekleideten, wur-den zur Lagerprominenz gezählt. Die Lebensbedingungen die-ser Prominenz unterschieden sich sehr stark von denen der grauen Masse, in Auschwitz noch weit mehr als in gewöhnlichen Lagern.
Die Masse wurde durch ein System barbarischer Strafen und unsinniger, praktisch undurchführbarer Befehle ständig gehetzt. Mit Vorliebe verhängte die Lagerführung Kollektivstrafen, um Häftlinge gegeneinander auszuspielen. Verlängertes Appellste-hen, Strafsport oder Essenentzug sollten die Wut der Masse ge-gen diejenigen richten, die unliebsam aufgefallen waren. Bereits morgens wurden die Häftlinge zu einem erschöpfenden Wett-rennen beim Waschen, Bettenbauen, Aufsuchen der Latrine und
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Fassen von Kaffee gezwungen, das Bruno Bettelheim vor Kriegs-beginn in anderen Lagern kennengelernt und so beschrieben hat: »Noch vor Sonnenaufgang hat bereits ein Kampf aller gegen alle mit all seinen Spannungen, Erniedrigungen und Depressio-nen stattgefunden. Er war dem Häftling aufgezwungen, noch be-vor ein Angehöriger der Wachmannschaft am Morgen das Lager betreten hatte. Die noch unsichtbare SS hatte die Häftlinge zu ei-ner Masse von Menschen gepreßt, die ihren Zorn nicht abrea-gieren konnten und an ihrer Ohnmacht verzweifelten.«
Dieser zermürbende Kampf setzte sich abends fort, wenn die SS das Lager schon verlassen hatte. »Man darf sich unseren Auf-enthalt in der Baracke nach Beendigung des langen Arbeitstages nicht als ein Ausruhen, man muß sich ihn als neues Martyrium vorstellen«, schreibt Pelagia Lewinska, die das Frauenlager in Birkenau kennenlernen mußte. Daß sich ein prominenter Häft-ling diesem täglichen, aufreibenden Kampf weitgehend entzie-hen konnte, war nicht sein geringster Vorteil.
Obwohl die offizielle Abkürzung für Konzentrationslager KL lautete und daher auch in zitierten Dokumenten und Nieder-schriften von SS-Angehörigen so zu lesen ist, hat sich im Sprach-gebrauch die Kurzform KZ durchgesetzt, nicht nur bei den Gefangenen, sondern auch bei ihren Wärtern.
In jedem KZ war eine Art Gefangenenspital eingerichtet, das in Auschwitz Haftlingskrankenbau - abgekürzt HKB - genannt wurde. Der Häftling, der mit der Leitung dieses Krankenbaus betraut war, trug die Binde: »Lagerältester HKB«.
An der Spitze der Wachtruppe stand in jedem Lager ein Kom-mandant. Das Lager selbst wurde von einem oder mehreren Schutzhaftlagerführern geleitet, denen Rapportführer unterstan-den, die ihrerseits Vorgesetzte der Blockführer waren. Blockfüh-rer wurden SS-Männer meist niedrigen Dienstgrades genannt, denen ein oder mehrere Blöcke unterstellt waren. Sie sind nicht mit Blockältesten zu verwechseln, die Häftlinge waren. Die Ar-beitskommandos - kurz Kommandos genannt - wurden von ei-nem Kommandoführer geleitet.
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Der leitende SS-Arzt, dem alles, was mit dem Gesundheits-wesen zusammenhängt - und manches, was damit gar nichts zu tun hatte -, unterstand, trug in Auschwitz den Titel SS-Stand-ortarzt. Ihm waren die anderen SS-Arzte unterstellt, denen wie-derum Sanitätsdienstgrade - abgekürzt SDG - zur Verfügung standen. Die Krankenbauten waren der Aufsicht der Lagerfüh-rer - und damit auch der Rapport- und Blockführer - entzogen und den SS-Ärzten und SDGs unterstellt, was in Auschwitz be-sondere Bedeutung erlangt hat.
In jedem Lager bestand eine Politische Abteilung, welche ne-ben administrativen Aufgaben auch die Funktion einer Lager-gestapo erfüllte. Der Leiter dieser Abteilung in Auschwitz un-terstand der Gestapo in dem benachbarten Kattowitz, während für alle anderen die vorgesetzte Dienststelle das SS-Wirtschafts-und Verwaltungshauptamt in Oranienburg bei Berlin war.
Offiziere wurden bei der SS Führer genannt. Der höchste Dienstgrad, den ein SS-Angehöriger in Auschwitz bekleidete, war SS-Obersturmbannführer, ein Rang, der dem des Oberst-leutnants der deutschen Wehrmacht entspricht. Die Komman-danten Höß und Liebehenschel sowie die Leiter der Landwirt-schaftlichen Betriebe und der Verwaltung, Caesar und Möckel, waren SS-Obersturmbannführer.
In allen Lagern steigerte sich die Korruption bis ins Groteske. SS-Angehörige ließen in Lagerwerkstätten Häftlinge für sich ar-beiten. Je höher der Rang und je größer der Einfluß, um so um-fangreicher waren die Bestellungen. Rohstoffe, die als Mangel-ware nur für die Rüstungsindustrie freigegeben waren, wurden ungeniert dazu verwendet. Auch ein Häftling, der sein Leben be-wahren wollte, mußte »organisieren«, wie der allgemein übliche Ausdruck für das Aneignen von Gutem aus Vorratsräumen, Ma-gazinen oder Küchen lautete, denn die offiziell verteilten Ratio-nen waren zu gering. Man unterschied zwischen Diebstahl und Organisation. Vergriff sich jemand am Eigentum eines Mithäftlings, so wurde er von seinen Kameraden als Dieb hart bestraft. Organisieren galt hingegen als ehrenhaft und anerkennenswert.
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Wer gut organisieren konnte, ohne damit »aufzufallen« und zu »platzen« - wie man sagte -, war allgemein geachtet.
In Auschwitz waren die Möglichkeiten so einer Organisation unvergleichlich größer als in gewöhnlichen Konzentra-tionslagern; denn den ins Vernichtungslager deportierten Juden wurde gesagt, sie würden umgesiedelt. Man forderte sie auf, alles mitzunehmen, was zum Aufbau einer neuen Existenz im Osten von Nutzen sein könnte. Bei der Ankunft in Auschwitz wurde ihnen alles abgenommen, die Effekten von einem Häft-lingskommando sortiert und nach verborgenen Wertgegenstän-den durchsucht. Alles war da zu finden: nicht nur Lebensmittel, Arzneien, Alkoholika und Kleidungsstücke, sondern auch Schmuck, Diamanten, Gold und Geld in allen möglichen Währungen, vor allem Dollars. Die Baracken, in denen die Ef-fekten durchsucht, sortiert und gelagert wurden, sind von den polnischen Häftlingen «Kanada« genannt worden, für sie wohl ein Synonym für sagenhaften Reichtum. Dieser Ausdruck wurde allgemein übernommen, auch von der SS. Das Kommando, das dort zu arbeiten und daher die günstigste Möglichkeit zu orga-nisieren hatte, wurde Kanada-Kommando genannt.
Nach Auschwitz wurden wie in alle nationalsozialistischen Konzentrationslager Gefangene von verschiedenen Gestapo- und Kripostellen eingeliefert. Seitdem dieses Lager als Vernich-tungslager für die Juden - und später auch für die Zigeuner - be-stimmt worden war, wurden vom Reichssicherheitshauptamt außerdem Transporte der zu Tötenden dorthin dirigiert. Es war üblich, diese als RSHA-Transporte zu bezeichnen. Die auf die-sem Weg Deportierten wurden nicht wie andere Gefangene un-mittelbar ins Lager gebracht. Sie wurden an der »Rampe« - wie ein Abstellgeleise allgemein genannt wurde - auswaggoniert und in der Regel einer »Selektion« unterworfen. Selektion bedeutete, daß diejenigen sofort in eine Gaskammer zur Tötung geschickt wurden, die nicht arbeitsfähig zu sein schienen, während die Arbeitsfähigen als Häftlinge ins Lager eingewiesen wurden. Da auf diesem Weg ständig unverbrauchte Arbeitskräfte ins Lager kamen, selektierte die SS periodisch auch unter den Lager-
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Insassen, um die arbeitsunfähig Gewordenen in den Gaskam-mern zu töten und an ihrer Stelle Neuzugänge arbeiten zu lassen. Rampe und Selektion sind in Auschwitz ebenso feststehende Begriffe geworden wie Kanada.
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От объект 925
К Игорь Островский (26.06.2003 01:56:45)
Дата 26.06.2003 10:19:28

Ре: Обратил. Но расшифрофки недает как я понял. Но вы вот на ето обратили

внимание?
die speziell fuer Auschwitz
typisch waren und in die Sprache dieses Lagers eingegangen
sind.
Алеxей

От Игорь Островский
К объект 925 (26.06.2003 10:19:28)
Дата 27.06.2003 00:40:41

Ре: Обратил. Но расшифровки не дает как я понял.

- Где-то в другом месте упоминает о происхождении термина. Не в этой главе.
Но ладно. См.
http://www.bis.uni-oldenburg.de/bisverlag/klawid90/pdf/kap6.pdf Примечание 76.
Там тоже "Capo"
Получается, что это было стандартное написание в своё время, а значит действительно иноязычного происхождения и не KameradschaftPolizej.

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Но вы вот на ето обратили внимание?
> die speziell fuer Auschwitz
>typisch waren und in die Sprache dieses Lagers eingegangen
>sind.

- A Вы возьмите всю фразу, а не обрывок :-))


С комсомольским приветом!

От Roman (SMF)
К объект 925 (26.06.2003 10:19:28)
Дата 26.06.2003 13:11:28

Ре: я бы тоже обратил, но немецкого не знаю :( (-)


От объект 925
К Roman (SMF) (26.06.2003 13:11:28)
Дата 26.06.2003 13:44:25

Ре: слова котоые были типично именно(только) для Аушвица (-)